Wenn man sich 40 Jahre an ein Geräusch gewöhnt hat, kann es einem dann halt schon fehlen.
Eigentlich ist diese Geschichte so peinlich, dass ich sie nicht erzählen sollte, aber was soll’s, ich gönne Euch diesen Spass. Das ging so: Seit dem Sommer besitze ich eine Canon EOS R6, eine spiegellose Systemkamera. Unter anderem haben diese DSLMs bei der Tierfotografie den Vorteil, über einen absolut geräuschlosen, elektronischen Verschluss zu verfügen. Vorbei die Zeiten, in denen man durch ein mehr oder minder hörbares „Klack“ im Tarnzelt verraten wurde. Mir war eigentlich völlig bewusst, dass nur ein feiner weisser Rahmen um das Bild im Sucher durch aufblinken ein Feedback gibt, wenn eine Belichtung stattfindet. Genug Technik-Blabla.
Ich sitze also so im Tarnzelt und wie meist, passiert gar nichts. Nach fast zwei einlullenden Stunden, erkenne ich durch den schmalen Sehschlitz ganz links etwas auf mich zukommen und instinktiv richte ich das 500er in diese Richtung. Weil der nahende Fuchs aber am äussersten Rand meines Sichtfeldes naht, macht der Stoff des Tarnzelts ein Geräusch und schon bin ich enttarnt. Unterdessen habe ich das verblüffte Tier zwar im Sucher, der AF sitzt, ich will auslösen, aber nichts geschieht! Ein, zwei panische Sekunden lang, versuche ich zu verstehen, weshalb ich die lang ersehnte Gelegenheit gerade verpasse! Dem Fuchs reicht es, er springt ins Maisfeld. Und ich? Ich will schon vor mich hin fluchen weil ich kein einziges Bild dieses kurzen Augenblicks habe aufnehmen können, als ich endlich wieder rational werde und mich an die Vorzüge moderner Technik erinnere! Vielleicht habe ich ja fotografiert und es nur nicht gehört. Und tatsächlich, ein Druck auf die Play Taste lässt mich leise lachen statt fluchen. Ich habe nicht weniger als 30 Bilder des Fuchses auf der Speicherkarte! Zwar habe ich vor lauter Panik die Bildgestaltung „versaut“ aber immerhin sind fast alle dieser 30 (ich kann’s immer noch fast nicht glauben) Bilder perfekt scharf.