Die menschliche Mobilität wird durch die Corona-Pandemie gerade massiv eingeschränkt. Viele Zugvögel hingegen sind aktuell immer noch auf ihrer Reise vom Winter- ins Sommerquartier.
Eigentlich um zu sehen ob die Kiebitze schon brüten, plane ich ins Fraubrunnenmoos zu reisen. Vorgängig konsultiere ich noch rasch Ornitho.ch und staune nicht schlecht, dass da die Sichtung von Kranichen rapportiert ist. Umso besser, denke ich mir, und noch mehr Vorfreude kommt auf. Tatsächlich fliegen schon bald 4 Kraniche in der bekannt perfekten Formation ein und lassen sich auf den Feldern nieder. Auch wenn die Distanz zu ihnen so gross ist, dass keine brauchbaren Bilder resultieren, beflügelt ihr Anblick meine Fantasie. Kraniche repräsentieren für mich, als Nicht-Ornithologen, Zugvögel wie nur wenige andere. Tausende von Kilometern zurücklegend und sicher als Langstreckenzieher in den Nachschlagewerken vermerkt. Vorbeifliegende kleine Trupps von Graugänsen, unterstützen mein „Fernweh“.
Nachmittags will ich noch nach den jungen Wasseramseln schauen und als ich am Gerlafingerweiher eintreffe, eine weitere Überraschung für mich: Zwei Graugänse ruhen sich auf dem „Kormoran-Ast“ aus! Dass ich ihnen früher auf Rügen und Island begegnet bin, löst denselben Reflex aus wie die Kraniche am Morgen. Da war doch noch dieser Nils Holgerson in meiner Kindheit, der mit den Gänsen eine abenteuerliche Reise unternahm. Vielleicht ist das Grauganspaar vor mir verwandt mit Individuen, die ich fern von hier schon gesehen habe! Meine Fantasie ist schon wieder unterwegs.
Erst meine nachfolgende Recherche auf vogelwarte.ch holte mich dann wieder nach Hause. Beides Kurzstreckenzieher!
Scheinwissen ist unter Naturfotografen sicher nicht selten und wenigstens meine Bewunderung für die Vögel war schliesslich echt. Trotzdem schäme ich mich etwas für meine Unwissenheit und gelobe mir Besserung.
Zum Glück waren da ja noch die Kolben- und Stockenten, Gänsesäger und Rotmilane, die ich wenigsten schon öfter gesehen habe ;-)