Einen nicht unbedeutenden Teil meiner Zeit auf Island verbrachte ich damit, Vögel zu fotografieren. Auch wenn ich etwas später im Jahr, etwa im Juni, zu mehr und spektakuläreren Aufnahmen gekommen wäre, so verblüffte mich Islands Vogelwelt mehrfach.
Zum Beispiel mit der grossen Anzahl an Singschwänen. Selbst als ich von Egilstadir in Richtung Myvatn auf der Ringstrasse unterwegs war und die, noch unter Schnee liegenden Teile des Hochlandes querte, sah ich auf einem erst halb offenen Teich, ein Singschwanpaar, das trotz eisig kaltem und unvorstellbar starkem Wind scheinbar sein Brutrevier besetzt hatte. Ohne Übertreibung, der Wind war so stark, dass ich die Autotüre fast nicht öffnen konnte und ich fragte mich, was die Vögel geritten haben mag, an einem derart unwirtlichen Ort auszuharren. Beinahe auf jedem Teich schwammen Schwäne und auf mehreren Wiesen grasten ganze Schwärme.
Papageitaucher waren zu Beginn meiner Ferien erst ganz vereinzelt bei ihren Brutgebieten angekommen. Sie sollen recht pünktlich am 20. Mai auf Island eintreffen, und richtig als ich am 21. Mai in Borgarfjördur (Ostfjorde) war, hatten sie ihre Grasstreifen auf den Vogelfelsen bereits bezogen. In Borgarfjördur kann man sich, sehr bequem und gefahrlos, den unbestrittenen Lieblingsvögeln aller Islandreisenden, bis auf wenige Meter nähern. Man hat dort auch Nisthilfen für Eiderenten eingerichtet und so wurde mir nie langweilig, herrschte doch reger Flugverkehr im Nieselregen und Schneefall.
Zu früh war es noch, sich von den Küstenseeschwalben angreifen zu lassen. Sie waren zB. bei Jökulsarlon noch in grossen Schwärmen mit der Paarbildung beschäftigt und hatten noch gar keine Nester die es zu verteidigen galt. Auch die Skuas waren noch absolut friedlich.
Zu meiner grossen Freude, stiess ich hingegen schon auf einen brütenden Sterntaucher und dies ausgerechnet beim belebten Touristenmagneten Thingvellir.
Überrascht war ich, als ich an einem Strandabschnitt plötzlich vor dem Gelege eines Austernfischers stand. Diese hatte ich von früher als viel weniger scheu in Erinnerung. So musste ich, an anderen Stränden, einige Anläufe mit vorsichtiger Annäherung unternehmen, bis ich auf Fotodistanz an sie herankam. Und hier dann dieses feinsäuberlich aus Schneckenhäusern gebaute Nest und kein Vogel in der Nähe!
Viel Ausdauer und eine schnelle Kamera brauchten die Odinshühnchen. Wie in der Literatur beschrieben, drehen sie sich beim schwimmen dauernd, schnell um die eigene Achse und pflücken Insekten von der Wasseroberfläche. Nichts für schwache Nerven, aber in den Ferien hat man ja Zeit!
Die Sichtung einer Sumpfohreule und etliche Flugaufnahmen von verschiedenen Arten waren weitere Höhepunkte. Einzig mit den Flugaufnahmen von Singschwänen bin ich nicht zufrieden. Wenn ich ihren Flug erwartete, geschah dies meist in der Richtung von mir weg, und flog ein Paar auf mich zu (was gar nicht selten vorkam), war ich bestimmt mit Landschaftsfotografie beschäftigt und realisierte zu spät, welche Chance ich gerade verpassen würde.