Erfahrungen mit der Canon EOS M50

Wie im letzten Beitrag erläutert, habe ich mir als „Immerdabei-Kamera“ eine EOS M50 geleistet. Hier nun einige Erfahrungen damit.

Mir schwebte immer eine kleine Kamera mit einem Zoom im Brennweitenbereich 24-70mm vor, die ich überall hin mitnehmen kann. Je grösser der Sensor und je lichtstärker die Optik desto besser, das versteht sich von selber. Selbst Wechselobjektive waren nicht zwingend, so informierte ich mich auch über die PowerShot G1X III. In die, zugegebener Massen sehr kurze Evaluation, bezog ich auch die Fuji-X Familie mit ein, und grob, was der Markt sonst noch so anbietet. Als Einsatzgebiete standen Alltags-, Dokumentar- und Strassenfotografie auf meiner Liste. Für längere Wanderungen mit viel anderem Gepäck wäre auch eine Tauglichkeit für einfach Naturfotografie (Landschften) sehr erstrebenswert. Der letzte Punkt, zusammen mit dem EF-EFM-Adapter brachten mich von der G1X III ab, schliesslich besitze ich einen guten Objektivpark den ich für speziellere Einsätze mitberücksichtigen kann. Die lange, mir genügende Feature-Liste, gepaart mit einem sehr attraktiven Preis, liess mich dann nicht mehr zögern.

Allererster Eindruck

  • Aufgrund von Erfahrungen in der Vergangenheit, fiel mir als allererstes der Sucher positiv auf. Hell, reaktionsschnell und sogar mit Brille sehr angenehm. Der Wechsel zwischen Sucher und Display erfolgt so schnell, dass man ihn rasch gar nicht mehr wahrnimmt.
  • Das Display hinkt qualitativ natürlich hinter dem einer 5D her, dafür ist die Touchsensitivität der Hammer. Ohne etwas schönreden zu wollen, die Qualität des Displays hat auch einen Vorteil: was in der 1:1-Ansicht auf dem LCD scharf aussieht ist dann im Bild am Computer sicher perfekt scharf.
  • Zum Touchdisplay: Ich habe bei der 5D-Reihe schon so einige Fortschritte miterlebt, was die Auswahl des AF-Messfeldes anbelangt. Der Joystick stellte für mich das Mass der Dinge dar. Bis jetzt. Mit dem Daumen auf dem Touchdisplay das aktive AF-Feld verschieben zu können, ist perfekt! Schneller kann nichts sein, ein augengesteuerter AF, wie er schon seit Jahrzehnten immer wieder mal versucht wird, vielleicht ausgenommen.
  • Was ich als zweites, nach dem Piep-Ton ausschaltete, war die Bildrückschau. Das, mit kurzer Verzögerung, auch im Sucher angezeigte, soeben aufgenommene Bild irritierte mich dermassen, dass ich es unterbinden musste. Will ich ein Bild auf wichtige Details kontrollieren, tue ich das immer auf dem Display. Dazu muss ich die Kamera ohnehin vom Auge nehmen und ein Druck auf die Play-Taste zeigt mir das Ergebnis sofort.

Weitere Erkenntnisse

  • Die Schwenkbarkeit des Displays war mir bisher nie so wichtig. Umso mehr schätze ich jetzt die Möglichkeit bei sehr tiefen oder hohen Kamerapositionen oder auch mal um unbemerkt fotografieren zu können.
  • Meine Angst, bezüglich der Akkulaufzeit hat sich zum Teil bestätigt, aber nicht so, dass sie ein Problem darstellt, sondern eher so, dass sie eine Verhaltensänderung braucht. Mindestens ein Ersatzakku und den ON/OFF-Schalter auch brauchen, dann gehts gut. Und immer mal wieder an den Akku denken.
  • Das Kit-Objektiv EF-M 15-45mm f/3.5-6.3 IS STM ist erstaunlich. Gewiss, sein Verzerrung ist bei 15mm massiv, aber Lightroom korrigiert sie ja auf Wunsch automatisch. Offenblendig zeigen sich in den Ecken Schwächen aber irgendwie muss sich der tiefe Preis ja äussern.
  • Meine Hände sind nicht sonderlich gross, dürften für diese Kamera aber auch nicht grösser sein. Jetzt ist es aber so, dass SLR-Bodies auch nach dem Gefühl ausgewählt werden, das sie beim Halten einer Kamera vermitteln. Will man aber wie ich, eine möglichst kleine Kamera, so sind Abstriche diesbezüglich unumgänglich. Vor diesem Hintergrund empfinde ich die Ergonomie der EOS M50 als gut, mit einer Ausnahme, nämlich dem Hauptschalter. Es mag daran liegen, dass ich ihn aus den oben genannten Energiespar-Strategien zu oft benütze, oder es ist wie damals als ich mir ein Mobiltelefon zulegte; mein Daumen hat ein Gelenk zu wenig!
  • Statt zwei Einstellräder wie die teuereren EOS M Modelle, besitzt meine nur eines. Das stellt aber für mich kein Problem dar. Zu 95% nutze ich sie im Av Modus und ich verstelle mit dem Zeigefinger ganz intuitiv die Blende. Bedingt die Aufnahmesituation eine Belichtungskorrektur, so tippt ebendieser Zeigefinger die M-Fn-Taste neben dem Auslöser und ändert anschliessend am selben Einstellrad den +/- Wert.

Weitere Funktionen

Da ich selten Videos aufnehme, spielten die Fähigkeiten im Bereich Bewegtbild keine grosse Rolle. In den Ferien, aber sogar auch an meinem Arbeitsplatz, habe ich kurze, unkomplizierte Sequenzen aufgenommen und bin mit den Ergebnissen zufrieden. Gerade die unkomplizierte Handhabung und automatischen Funktionen im Videobereich empfand ich als sehr nützlich. Die eingebauten Bildbearbeitungsfunktionen habe ich nur Testweise mit dem Miniatureffekt ausprobiert und als „intuitiv zu bedienen“ erlebt. Ich werde sie wahrscheinlich nur in Ausnahmefällen verwenden, aber wer einen ausgeprägten Spieltrieb hat, wird daran Gefallen finden.

Fazit

Ich bin froh, mich für die EOS M50 entschieden zu haben, sie erfüllt meine Erwartungen an sie. Jetzt ist es natürlich nicht so, dass ich meine Vollformat SLRs nicht mehr brauchen werde, aber ich habe neue Möglichkeiten. Die eingangs beschriebene Möglichkeit, fast immer eine Kamera dabei zu haben, lag mir am meisten am Herzen. Auch als Ergänzung zur grossen Ausrüstung, öffnen sich neue Möglichkeiten. Beispiel: Ich unternehme einen Landschafts-Fototrip. Während die besten Lichtverhältnisse herrschen, kann ich die M50 einen Zeitraffer aufnehmen lassen und mit der 5D gepflegte Standbilder schiessen.

Wie weiter?

Mit dem 15-45mm habe ich den wichtigsten Brennweitenbereich abgedeckt. Das 11-22mm wird im Web für seine Schärfe gelobt und eigentlich bin ich ein Ultraweitwinkel-Fan. Das angekündigte 1,4/32mm würde mich als Strassenfotografie-Linse, mit wenig Schärfentiefe reizen, aber ich zögere. Ich zögere aus zwei Gründen: Einerseits will ich nicht eine zweite Objektiv-Palette aufbauen (EF-M und EF) und noch fast wichtiger: Ich habe daran Gefallen gefunden, das Objektiv nicht zu wechseln!