Richtig neu ist die 50Mpix-Kanone von Canon ja nicht mehr, aber besser spät als nie, bin ich jetzt auch noch umgestiegen. Und wie sind die ersten Erfahrungen damit?
Entschleunigung ist mein Thema der Stunde. Weniger Bilder, dafür bessere. Ich weiss, einige werden jetzt denken, doppelt so viele Pixel als vorher, machen meine Aufnahmen auch nicht besser. Recht habt Ihr! Aber diese 50 Mpix richtig einzusetzen so dass sie auch wirklich einen technisch-qualitativen Fortschritt bringen, erfordert sauberes, sorgfältiges und deshalb oft auch langsameres Arbeiten. Bereits bei Erscheinen der Nikon D800 und erst recht bei der Canon EOS 5DsR war das Web voll von Posts die einem erklärten, dass die neuen hochauflösenden Gehäuse nichts brächten weil Objektive zu schlecht, der Spiegelschlag zu „erschütternd“ und überhaupt 12 Mpix völlig ausreichend seien. Ich war mir der technischen Grundlagen, die solche Aussagen untermauern, wirklich bewusst, als ich an meinem Arbeitsplatz mit einer EOS 5Ds zu arbeiten begann und war ultra-kritisch gegenüber jedem Ergebnis. Aber bereits ab den ersten Aufnahmen welche ich ausserhalb der kontrollierten Studioumgebung freihändig, ohne Spiegelvorauslösung und nötigenfalls halt auch mal mit ISO6400 machen musste war ich begeistert. Ja ich bin es immer mehr.
Hier einige Probleme und Schwachpunkte die man der 5DsR nachsagt und meine Meinung dazu:
- „50Mpixel ist zuviel Auflösung, Objektive werden zum limitierenden Faktor.“
Natürlich sind 50Mpix eigentlich zuviel. Auch 22 waren zuviel. Aber beim Runterskalieren erhält man einen Mikrokontrast, den man sonst in der Bildbearbeitung mühsam „erschwindeln“ muss, ganz von selber.
Objektive wirken nicht limitierend, dies tat auch vorher schon die Abbildungsgrösse bei der Ausgabe. Gewiss sind günstigere Objektive teilweise nicht in der Lage die vom Sensor gebotene Auflösung zu bedienen, aber diese Objektive fielen meist schon bei 22Mpix negativ auf. Aber es stimmt, die Grenzen der Objektive können jetzt sichtbar werden, weshalb sich ein Kauf der 5DsR nur bei einem guten Objektiv-Park lohnt. - „Freihändig fotografieren geht mit der 5DsR nicht mehr ohne Verwacklungsunschärfe.“
Die Verwacklungsunschärfe ist gleich stark wie vorher, aber wenn man auf 100%-Ansicht die volle Schärfe will, muss man sich mehr Mühe geben, ganz klar. Die Bildstabilisatoren aktueller Canon-Objektive helfen einem, falls verfügbar, sehr. Ich gewöhnte mir schon früh (etwa 1990 mit der Nikon F3 auf Kodachrome) an, wenn immer möglich ab Stativ mit der Spiegelvorauslösung und Drahtauslöser zu fotografieren und bin mir bewusst, dass eine „quick and dirty“-Arbeitsweise keine technische Perfektion zum Zeil haben kann :-). Die neue Spiegelmechanik bei der 5DsR hält zudem was sie verspricht. Wenn ich an das aggressive, metallische Klacken der 5DMkII, oder die doch immer noch ziemlich ruppige 5DMkIII denke, ist der Spiegelschlag der 5DsR eine Wohltat. - „Die 5DsR rauscht, bedingt durch die kleine Pixelgrösse, zu stark“
Es stimmt, dass Rauscharmut nicht die Stärke dieser Kamera ist. Aber ich liebe ihr Rauschen! Durch die hohe Auflösung und das gleichmässige, endlich auch bei Canon streifenfreie Rauschen, erinnern mich Aufnahmen ab ISO3200 an das Korn von niedrig empfindlichen Dia- und SW-Filmen! Ich höre „Zweckoptimismus“-Rufe, und wehre mich auch nicht dagegen. Wenn ich aber daran denke, wie gross normalerweise meine Prints sind, kann ich gelassen bleiben und mich am neuen Korn freuen.
Ich bin jedenfalls froh, den Schritt zur EOS 5DsR gemacht zu haben und für jene Aufgaben die keinen ihrer Vorteile brauchen, habe ich immer noch meine gute alte 5DMkIII.