Tierfotografie bietet viele einzigartige Erlebnisse. Ganz selten wiederholt sich aber solch einzigartiges auch.
Am Parkplatz im Häftli treffe ich zwei Herren an, einer davon mit einem Objektiv, das erahnen lässt, dass er gerne Tiere fotografieren würde. Es ist etwa Mittag und ausser balzenden Haubentauchern, streitenden Blässhühnern und verdauenden Kormoranen (alles ausserhalb der Reichweite unserer Objektive) passiert gerade nichts fotogenes. Mit einem leicht enttäuschten Unterton in der Stimme, fragt mich einer der beiden, ob es besser gewesen wäre am Morgen hier zu sein, weil mehr los. Ich bestätige das zwar, gebe aber zu denken, dass im Häftli jederzeit etwas spannendes geschehen könne. Mit dem Ziel die Hoffnung der zwei aufrecht zu erhalten (und vielleicht auch um anzugeben ;-) ) erzähle ich ihnen, wie ich vor einigen Jahren am helllichten Tag ein Rehrudel beobachten durfte, das schwimmend die alte Aare querte. Wenig beeindruckt davon beschliessen die zwei einen Tierpark aufzusuchen und ich beschliesse auf dem Beobachtungsturm einen Überblick zu gewinnen. Vielleicht eine halbe Stunde geschieht nichts, ich geniesse das traumhafte Licht auf der ruhenden Natur. Da plötzlich höre ich etwas im Wasser. Eine Baumgruppe versperrt mir die Sicht auf den Ort wo das etwas geschieht. In mir wächst die Gewissheit, dass sich das, was ich den zwei Herren erst gerade erzählt habe, genau jetzt wiederholt, nur von mir nicht einsehbar. Ich bleibe ruhig, versuche zu deuten was ich höre. Dann plötzlich etwas weiter links, der Kopf eines Rehbocks pflügt sich durch das Wasser! Er steuert die kleine Kiesinsel an, auf der ganz früher der Beobachtungsturm gestanden hatte. Ohne Hast steigt der Bock aus dem Wasser, überquert die Insel um dann, direkt unter meinen Augen, noch die kurze Strecke zu Ufer zu schwimmen.