Erste Erfahrungen mit der Canon EOS 7D Mark II

Grundsätzliches zu APS-C

Seit ich meine Vollformat EOS 5D MkII gegen die EOS 5D MkIII eingetauscht habe, hatte ich so meine liebe Mühe mit Canon APS-C-Kameras. Der Crop-Faktor von 1,6 ist für Tierfotografen zwar ein Segen, wird aber durch deutliche, qualitative, Abstriche erkauft. So hatte ich mir bei der „alten“ 7D angewöhnt, auf die 5D zu wechseln, sobald 800 ISO nicht mehr ausreichten.
Es ist aber nicht nur das Rauschen. EF-Objektive werden auf Zerstreuungskreis-Durchmesser für ein 24x36mm Chip gerechnet. Das funktioniert super, auch wenn durch Dämmerung, bedecktem Himmel oder anderweitig kontrastarmer Beleuchtung die Motivkontraste absinken. Bei APS-C wirken sich die optisch bedingten „Schwächen“ aller Objektive aber viel stärker aus. So gelingen mit der 7D bei hartem Sonnenschein knack-scharfe Aufnahmen mit meinem EF 4/500mm auch mit dem 1,4x Konverter. Sinkt die Beleuchtungsqualität aber ab, zeigt das 500er unter Umständen bereits ohne Konverter erste Schwächen. Muss dann, wegen des stärkeren Rauschens, das ganze noch weichgezeichnet werden, rückt der Begriff „brillant“ in weite Ferne. Man kann ruhig sagen, ich sei durch die Qualität der 5D MkIII verwöhnt.
Da ich mir dies bewusst war, erwartete ich mir von der 7D MkII gegenüber ihrer Vorgängerin keine Wunder.

Argumente für die neue 7d MkII

Mein Hauptargument für einen Wechsel war ganz klar die Bedienung. Wenn man sich einige Merkmale der 5D MkIII erst gewohnt ist, vermisst man sie an der 7D schmerzlich, zB:

  • Lupenfunktion auf dem Display. Ein Druck auf die Lupentaste und man sieht genau an der Stelle des aktiven AF-Feldes das Bild pixelgenau.
  • Qualität des Displays
  • Leise-Modus. Annähernd geräuschloser Verschluss, im Tarnzelt ein Segen!
  • AF-Geschwindigkeit und Qualität
  • Serienbildgeschwindigkeit (war für mich allerdings nicht so wichtig)
  • Weiter verbesserte Bedienelemente, wie der Wipphebel, der es mir ermöglich schnell die AF-Zonen-Modi umzuschalten
  • und und und

 Rauschverhalten

Ich bin nicht der erste, der im Web schreibt, das Rauschverhalten habe sich zwar verbessert, aber nicht sehr viel. Andere Reviewer beziffern die Verbesserung mit zwischen 1 und 2 ISO-Stufen. Ich tendiere zu 2 besonders weil das Luminanzrauschen sehr viel homogener ist. Vorallem tritt fast kein Blockrauschen, oder die hässlichen und schwer zu korrigierenden, Streifen mehr auf. Mit meinen Ergebnissen bin ich bisher bis ISO1600 recht zufrieden und unter guten Bedingungen (nicht allzu flaues Licht) sind sogar ISO6400 zu gebrauchen. Dies schreibe ich aber immer in Bezug auf die Verwendung in der Tierfotografie mit einer langen Tüte und nach zwei Wochen mit ausschliesslich sehr trübem Wetter. Setze ich das EF 2.8/70-200mmL IS II an die neue 7-er und arbeite mit gutem Licht, dann „bleibt kein Auge trocken“, selbst bei ISO6400, Schärfe satt.

Grenzen des Konverter-Einsatzes

Wie weiter oben beschrieben stösst mein EF 4/500mm L IS (MkI) mit Konvertern bei einem APS-C Chip an seine Grenzen, jedenfalls bei relativ offener Blende.
Folgende Beispiele zeigen, wie die Gesamtschärfe mit etwas stärkerem Abblenden noch gerettet werden kann. (Jeweils Fullframe und 100%-Ausschnitt)
20150125_7053Stock100
700mm ISO1600 f7,1 1/320s

 

20150131_7295
Kor100
1000mm ISO800 f10 1/640s

 

20150131_7287
Eisi100
1000mm
ISO1600 f10 1/640s an einem trüben Tag quer über den Gerlafingerweiher!

 

Der neue Autofokus

Das AF-System, welches Canon der 7D MkII spendiert hat, wird allseits gelobt. Auch deshalb erschrak ich zu Beginn, als mein erstes BIF-Shooting (Birds in flight) eine sehr magere Ausbeute ergab. Ich stellte aber fest, dass ich einen massiven Frontfocus korrigieren musste, will heissen, die AF-Feinabstimmung stimmte nicht. Werte von +12 bis +15 hatte ich bisher noch nie einstellen müssen.
Den AI-Servo finde ich bisher nicht besser als an der 5D MkIII, allerdings ist das Mitziehen mit fliegenden Vögeln, durch den kleineren Bildwinkel naturgemäss auch schwieriger, was zu diesem Eindruck beitragen dürfte.

20150118_6899

Turbulenter Landeanflug

20150117_6732

Fazit

Ich bereue es nicht, das Upgrade gemacht zu haben, aber euphorisch bin ich nicht. Das hat wahrscheinlich mit übertriebenen Erwartungen meinerseits zu tun. Unter idealen Voraussetzungen mit klarem, knackigem Licht stellt die 7D MkII eine willkommene Alternative zum Vollformat dar. Die fantastische Qualität der 5D MkIII lässt für mich APS-C aber immer noch als „Notlösung“ erscheinen und daran kann auch die EOS 7D MkII nichts ändern.

20150118_6797

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