Eines vorweg, ich will mich nicht beklagen! Dass die Tourismus-Saison auf Island im Juni beginnt war mir klar und hat seine Gründe auch im Klima. Dass Island sogar im Sommer Schneefall bieten kann, wusste ich aus eigener Erfahrung und dass der ausklingende Winter etwas länger dauert als andere, das kann halt einfach vorkommen.
Zusammenfassend könnte ich sagen, ich hatte isländisches Wetter, will heissen, innerhalb zweier Wochen habe ich mit Ausnahme von Hitze und Trockenheit so ziemlich jedes Wetter erlebt, das es gibt. Nein, im Ernst jetzt, an zwei Tagen hingen die Wolken den ganzen Tag sehr tief und es regnete immer wieder. Das war das was ich gefürchtet hatte. Sonst änderten sich Bewölkung und Niederschlag sehr dynamisch und das war das was ich mir erhofft hatte. Island bei wolkenlosem Himmel und Sonnenschein stelle ich mir langweilig vor.
Die Temperaturen waren meist einstellig und Nachts nur knapp über dem Gefrierpunkt. So kam es, dass ich für zwei Wochen drei neue „beste Freunde“ gewann, ohne die ich keine Wanderung, Spaziergang oder sonstigen Ausflug unternahm. Sie heissen linker Handschuh, rechter Handschuh und Mütze :-)
Während der zwei Wochen wurde mir wieder einmal bewusst, dass neben den zwei Faktoren Temperatur und Niederschlag noch ein dritter sehr wichtig ist, wenn es darum geht das Wetter zu charakterisieren, nämlich der Wind. Eigentlich habe ich gerne Wind. Ich habe auch gerne starken Wind. Ich musste aber erfahren, dass auch mir der Wind zu stark sein kann! Besonders in der letzten Maiwoche erlebte ich Wind ganz neu, aber wie Eingangs schon erwähnt, will ich nicht klagen. Meine Probleme waren schliesslich nur, dass ich gelegentlich selbst auf dem Stativ nicht mehr fotografieren konnte, oder beim Autofahren höllisch aufpassen musste, nicht von der Strasse gefegt zu werden oder bei Gegenwind kaum mehr auf die erlaubten 90 km/h kam. Dass ich beim Aussteigen immer die Türe gut festhalten soll, hatte mir schon der Autovermieter gesagt. Dass ich im Auto liegend vom Wind in den Schlaf gewiegt wurde, das waren alles keine Probleme, verglichen mit dem, was die Velo-Touristen auf Island haben können (und davon wagen sich nicht wenige an eine Inselumrundung)!
Der Sprühregen machte mir gelegentlich etwas zu schaffen. Ich als Brillenträger war öfters nach wenige Augenblicken fast blind, so fein sprühte der Wind den Regen auf meine Brillengläser. Und auch beim Fotografieren war oft schwierig zu erkennen, ob es sich um Tropfen auf dem Display der pitsch-nassen Kamera oder um Tropfen auf der Aufnahme (Frontlinse oder Grauverlaufsfilter) handelte.
Hätte sich die Sonne etwas öfter auch während der langen Dämmerung durch die Wolken kämpfen können, würde ich sagen ich habe perfektes Wetter gehabt. Leider war mit wenigen Ausnahmen genau während dieser fotografisch ergiebigsten Zeit, die Sonne von dicken Wolken verhüllt. Nicht selten wurde dafür das Wetter selber zum lohnenden Motiv.